Trinkwassergewinnung im Ruhrtal
Wasser ist für unser tägliches Leben essentiell – und ein Geschenk von Mutter Natur. Flüsse, Seen und Meere halten einen Kreislauf in Gang, in dem Wasser verdunstet, als Dampf aufsteigt, sich zu Wolken verdichtet, um schließlich als Regen, Hagel oder Schnee wieder auf die Erde zurückzukehren.
Doch diese natürliche Selbsterneuerung wird durch die direkte Verschmutzung oder die Verunreinigung von Luft und Boden vielfach empfindlich gestört. Deshalb sind ehemals natürliche Trinkwasservorkommen heute nicht mehr automatisch genießbar. Die Gewinnung von Trinkwasser lässt sich in Essen bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Das aus Brunnen oder Quellen gewonnene und in die Stadt geleitete Wasser reichte bis weit ins 19. Jahrhundert, um die Einwohner der Stadt zu versorgen.
Doch der mit der Industrialisierung sich entwickelnde Bevölkerungszuwachs machte auch eine neue Form der Trinkwassergewinnung notwendig. 1863 beschloss der Magistrat der Stadt Essen den Bau eines Pumpwerkes im Ruhrtal. Ein Verfahren, der künstlichen Grundwasseranreicherung was sich bis heute bewährt hat, kam hinzu. Bei diesem Prozess werden durch biologische, physikalische und chemische Vorgänge Schadstoffe zurückgehalten bzw. abgebaut.
Das neue Essener Verfahren
Die vorhandenen Aufbereitungsstufen der beiden bis 2015 autark betriebenen Wasserwerke Essen-Überruhr und Horst/Burgaltendorf wurden zu einem sogenannten Multi-Barrieren-System zusammengeführt und um weitere Aufbereitungsstufen ergänzt.
Das in Burgaltendorf aus der Ruhr entnommene Rohwasser, durchläuft zunächst die vorhandenen Aufbereitungsstufen in Burgaltendorf (Sedimentation, Schnellfiltration, Langsamsandfiltration) .
Vor dem Pumpwerk Essen-Horst wird das so vorfiltrierte Rohwasser abgezweigt und mittels eines Rohwasserpumpwerks durch großdimensionierte Verbindungsleitungen zur Wasseraufbereitungsanlage in Überruhr (WAA I) gefördert.
In der WAA I durchläuft es die Aufbereitungsstufen Ozonung, Flockung (bedarfsweise) und Mehrschichtfiltration. Anschließend wird es der Wasseraufbereitungsanlage (WAA II) in Überruhr zugeführt.
Dort befinden sich die Aufbereitungsstufen Adsorption mittels Korn-Aktiv-Kohle, physikalische Entsäuerung und UV-Desinfektion. Diese Verfahrensstufen arbeiten komplett chemikalienfrei und ersetzen die bisherige Entsäuerung mit Natronlauge und die Desinfektion mittels Chlordioxid. Der in der WAA II integrierte Reinwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 15.000 m³ dient als Vorlage für die Pumpwerke in Essen-Bergerhausen und Essen-Steele-Horst.
In den Filterbecken der Adsorptionsstufe sind ca. 710 Tonnen Korn-Aktiv-Kohle verbaut. Ein Gramm davon hat eine innere Oberfläche von 1.000 m². Das bedeutet, dass in der Anlage die zweifache Fläche Deutschlands wirksam ist.
Wasserförderung
Versorgungsgebiet
Zwei Pumpwerke, in Essen-Bergerhausen und Essen-Steele-Horst, fördern das Trinkwasser in die weit verzweigten Rohleitungssysteme der Stadtwerke Essen AG und der GELSENWASSER AG. So gelangt es zu den Endkunden in Bochum, Essen, Gelsenkirchen, Hattingen, Herne, Sprockhövel, Velbert-Langenberg.
Zentraler Leitstand
Der Leitstand des Verbundwasserwerkes Essen ist im kontinuierlichen 3-Schicht-Betrieb Tag und Nacht besetzt. Hier werden sämtliche Informationen des komplexen Aufbereitungsverfahren, der Fördereinheiten sowie der Wasserverteilung mit einem modernen Prozessleitsytem erfasst, überwacht, gesteuert und geregelt.